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Der Leib Jesu


Im Neuen Testament bezeichnet Jesus das Brot des Abendmahls als seinen Leib, von dem die Jünger essen sollen (Mt 26, 26). Im Römerbrief benennt Paulus dann die Gläubigen als einen Leib in Christus (Rö 12, 4-6). Im Korintherbrief betont Paulus wiederum die Einheit dieses Leibes, die sich darin zeigt, dass alle von dem einen Brot essen.
1. Kor 10, 16-17 Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.
1. Kor. 11, 24-27 Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.

Im Epheserbrief spricht Paulus von der Erbauung des Leibes und der Verbindung der einzelnen Glieder.
Eph 4, 15-16 Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, daß der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.
Im Kolosser wird der Begriff des Leibes mit dem Begriff der Gemeinde gleichgesetzt (Kol 1, 24), zu welcher Juden und Heidenchristen gehören (Eph 3, 6).

Praktisch heißt das, dass alle, die an Christus glauben, einen Anteil, eine Aufgabe und Berufung in diesem Leib haben. Im Leib Jesu geht es darum, sich gegenseitig mitsamt der Berufungen zu erkennen, anzuerkennen und wert zu schätzen. Wie schon bei Paulus erwähnt, ist Überheblichkeit in diesem Bereich fehl am Platz. Im Leib soll man sich gegenseitig stärken, erbauen und freisetzen. Absonderung vom Leib wegen der eigenen Rechtgläubigkeit oder Unzufriedenheit ist nicht heilsam für das Ganze. Dies stellt uns vor eine herausfordernde Frage: Wie gehen wir mit den vielen verschiedenen Entwicklungen, Überzeugungen, Lehrmeinungen über die ganze Kirchengeschichte hinweg bis zum heutigen Tag um? Können wir uns noch als einen Leib sehen? Sicherlich gibt es verschiedene Ebenen von Nachfolge, Hingabe, Gehorsam, Liebe und Dienen. Nicht mit allen Glaubensgeschwistern kann man alles machen. Man kann nur so weit zusammen gehen, wie jemand bereit ist, mit zu gehen. Aber die Beurteilung, wie der Glaube des anderen zu bewerten ist oder ob er gar errettet ist, können wir getrost Gott selber überlassen. Unsere Aufgabe ist es, den anderen zurecht zu bringen und zu ermahnen, wenn wir denken, dass er sich von Gott entfernt hat.
So lange wir leben, können wir vergeben, Fürbitte tun, und wenn wir ungute Dinge sehen, können wir dafür in den Riss treten. Wir sollen zuallererst darauf achten, selber gerecht zu sein und den Herrn zu lieben. Dann wird Gott uns auch Gunst geben, andere zur Buße und in die Gerechtigkeit zu führen. Natürlich sollen wir ein unverfälschtes Evangelium predigen. Aber unsere Haltung gegenüber denen, die das aus unseren eigenen Augen nicht tun, ist dabei entscheidend. Wenn wir sie im Herzen verurteilen, richten wir vor der Zeit. Wenn wir Erbarmen und Gnade ausüben, können wir sie retten.
Jesus fordert seine Jünger mit den einfachen Worten auf: "Folge mir nach!" Als Petrus sich bestimmte Gedanken über einen anderen Jünger macht, sagt Jesus zu Petrus: "...was geht es DICH an? Folge DU mir nach!" (Joh  21, 22)

Wir brauchen im Leib Jesu eine versöhnende Haltung, auch im Bezug auf unsere geistlichen "Vorfahren" und die Kirchengeschichte. Heute erkennen wir, dass vieles nicht gut verlaufen ist. Trotzdem dürfen wir uns nicht von dieser Geschichte abschneiden, sondern die Vorfahren schätzen und ehren, weil sie das Wort Gottes bewahrt haben und wir ohne sie nicht gläubig wären. Die guten Dinge des Glaubens, die sie gepflegt und weiter gegeben haben, dürfen wir dankbar annehmen, und die schiefen Entwicklungen dürfen wir bedauern.

Im Leib Jesu können wir von denjenigen lernen, die für uns Vorbilder sind. Wenn wir sogar in jedem der "Geringsten" etwas von Gott erkennen können, das uns bereichert, dann sind wir am meisten gesegnet. Die Wertschätzung und Achtung der verschiedenen Christen und Kirchen und Gemeinden untereinander trägt wesentlich zur Einheit des Leibes Jesu bei, auch wenn man seinen Glauben gemäß verschiedener Prägungen und Überzeugungen unterschiedlich lebt. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen über Glaubensfragen und -praktiken gehört unbedingt mit dazu. Im allgemeinen ist es immer heilsam, sich nicht nur mit Seinesgleichen und Gleichgesinnten zu beschäftigen, sondern immer wieder den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu erweitern.



Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied,und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.

Römer 12, 4-6

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